Broken-Heart-Syndrom
Stress-Kardiomyopathie (Tako-Tsubo-Kardiomyopathie, TTC) ist eine Funktionsstörung des Herzmuskels, wird auch umgangssprachlich als „Broken-Heart-Syndrom“ und auf Deutsch als „Syndrom des gebrochenen Herzens“ bezeichnet. Auch wenn es im ersten Moment nicht danach klingt, ist dies eine ernstzunehmende Krankheit die durch starken Stress ausgelöst wird. Das Krankheitsbild tritt oftmals bei Frauen nach der Menopause in Verbindung mit heftigen emotionalen Ereignissen auf. Bei dem Großteil der Betroffenen wird eine falsche Diagnose (Herzinfarkt) erstellt, d. h. das Broken-Heart-Syndrom bleibt unerkannt.
Welche Symptome weist das Broken-Heart-Syndrom auf?
Welche Ursachen liegen dem Broken-Heart-Syndrom zugrunde?
Wie kann ein Broken-Heart-Syndrom diagnostiziert werden?
Was ergab sich aus neuen Forschungsstudien?
Welche Symptome weist das Broken-Heart-Syndrom auf?
Bei einem Broken-Heart-Syndrom treten identische Symptome wie bei einem Herzinfarkt auf, meistens unmittelbar nach emotionaler oder körperlicher Belastung. Die Betroffenen empfinden Schmerzen oder Enge in der Brust, Herzrasen und Atemnot. Dabei ist die Form der linken Herzkammer stark verändert. Die Herzspitze ist bauchig oder auch ballonartig erweitert und die Hauptschlagader dagegen stark verengt, so dass kein Blut mehr in den Körper gelangt. Nach dieser optischen Veränderung gaben japanische Ärzte Anfang der 90iger Jahre dieser Krankheit ihren Namen. Die Form erinnerte sie an einen traditionellen Tonkrug Namens Tako-Tsubo der als Tintenfischfalle fungierte.
Welche Ursachen liegen dem Broken-Heart-Syndrom zugrunde?
Die genaue Ursache für das Broken-Heart-Syndrom ist weitestgehend unklar. Zu den möglichen Ursachen gehören eine akute dauerhafte Stressbelastung oder ein Tumor (katecholaminproduzierenden Tumor). Durch den Tumor kommt es zu einer vermehrten Hormonfreisetzung (Katecholaminfreisetzung), die zur Schädigung und Störung der Herzmuskelzellen beiträgt. Zudem können auch hormonelle (Sympathikusaktivierung durch Östrogendefizit), virale (Zytomegalievirus) und genetische Veranlagung die Ursache sein. Besonders bei Patientinnen wird oftmals eine deutliche Erhöhung des Stresshormons Katecholamin oder Adrenalin festgestellt. Die Ausschüttung des Stresshormons erfolgt nach psychischem oder physischem Stresssituationen wie z.B. ein Todesfall, eine Panikattacke, eine Trennung vom Partner, ein Überfall oder häusliche Gewalt in Verbindung mit Angstzuständen. Betroffene reagieren körperlich und mental sensibler auf Stressreizung als Gesunde. Damit hat das Sprichwort „etwas bricht mir das Herz“ durchaus medizinisch gesehen seine Richtigkeit. Zusätzliche Faktoren, die dem Auftreten vorausgehen, können eine Lungenkrankheit, eine Hirnblutung, ein Schlaganfall, eine Schädelverletzung, ein chirurgischer Eingriff oder starke Schmerzen sein.
Wie kann ein Broken-Heart-Syndrom diagnostiziert werden?
Zu den ärztlichen Befunden zählen eine plötzliche linksventrikuläre Fehlfunktion (Dysfunktion), erhöhte Herzenzymwerte (Troponin-T) im Blut, normaler Koronarangiographie-Befund (keine Veränderungen der Herzkranzgefäße) und eine Veränderung der Herzstromkurve im EKG (ST-Streckenhebung, QT-Verlängerung, Veränderung der T-Welle). Allerdings sind beim Broken-Heart-Syndrom im Vergleich zum Herzinfarkt, keine Herzkranzgefäße verschlossen. Dies kann mit einer Herz-Katheter-Untersuchung ausgeschlossen werden. Zudem werden die Herzenzyme, Körperflüssigkeiten, Substanzen, Gewebe und Organe wie die Schilddrüse untersucht. Auch eine Sonographie des Abdomens und des Herzens, so wie eine Röntgen-Thorax-Untersuchung können durchgeführt werden. Dabei ist eine Anamnese entscheidend. Hier wird eine systematische, tiefgehende Befragung durchgeführt, um festzustellen ob das Auftreten der Beschwerden auf eine emotionale Belastung zurückzuführen ist.
In 99 Prozent der Fälle regeneriert sich das Herz wieder vollständig, nur ein Prozent der Patienten stirbt an Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen. Deshalb ist es wichtig, dass Betroffene in der Akutbehandlungsphase intensivmedizinisch überwacht werden und bis zur Erholung der Herzfunktion im Krankenhaus verbleiben.
Was ergab sich aus neuen Forschungsstudien?
Laut Dr. Christian Möller (Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Lübeck) weisen Krebs-Patienten ein erhöhtes Risiko für ein Broken-Heart-Syndrom, sprich Stress-Kardiomyopathie (TTC), auf. Zudem soll eine Stress-Kardiomyopathie ein Risikomarker für eine bislang nicht diagnostizierte Krebserkrankung sein. Diese neuen Erkenntnisse wurden auf der 82. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Mannheim 2016 präsentiert. Ziel der Studie war es, die Häufigkeit von Krebs bei 286 Stress-Kardiomyopathie Patienten zu untersuchen. Der Beobachtungszeitraum betrug durchschnittlich vier Jahre. Innerhalb der Untersuchung wurde bei 18 Prozent der Stress-Kardiomyopathie Patienten eine Krebsgrunderkrankung festgestellt. Aufbauend auf dieser Erkenntnis, empfiehlt Dr. Möller eine Tumoruntersuchung, bestehend aus den Röntgen des Brustkorbes, Ultraschall der Bauchregion, einem großen Blutbild und einer allgemein empfohlenen Krebsvorsorge1.
1 DGK Abstract V 500, Möller et al. Prevalence and Long-term Prognostic Impact of Malignancies in Patients with Takotsubo Cardiomyopathy – Insights from a Large Registry. Clin Res Cardiol 105, Suppl 1, March 2016